Bernburg. Nach Ausbrüchen der Blauzungenkrankheit in den Landkreisen Harz und Salzwedel können auch im Salzlandkreis Tierhalter nicht mehr frei mit Rindern, Schafen, Ziegen, Lamas, Alpakas und anderen Wiederkäuern handeln oder diese in andere Regionen transportieren. Darauf weist der Fachdienst Veterinärangelegenheiten und Gesundheitlicher Verbraucherschutz des Salzlandkreises hin. Grund ist, dass Sachsen-Anhalt mit der amtlichen Feststellung der Blauzungengenkrankheit den Status „frei vom Virus der Blauzungenkrankheit“ verliert. Damit treten auf Grundlage der Durchführungsverordnung 2021/620 der Europäischen Kommission Beschränkungen in Kraft. Erlaubt ist demnach der freie Handel nur noch in Zonen mit gleichem Status wie Sachsen-Anhalt, Niedersachsen, Hessen Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz oder Bremen.
Die Blauzungenkrankheit ist nach Angaben des für Tierseuchen in Deutschland zuständigen Friedrich-Loeffler-Instituts eine virusbedingte, nicht von Tier zu Tier übertragbare, anzeigepflichtige, hauptsächlich akut verlaufende Krankheit der Schafe und Rinder. Die Übertragung auf empfängliche Tiere, zu denen auch Wildwiederkäuer zählen, erfolgt durch blutsaugende Mücken, sogenannte Gnitzen. Bei Rindern kommt es den Angaben des Instituts zufolge zu Entzündungen der Zitzenhaut und der Schleimhäute im Bereich der Augenlider, Maulhöhle und Genitalien mit Bläschenbildung. Es kann zur Ablösungen der Schleimhäute insbesondere an Zunge, Maul und Kronsaum kommen.
Die klinischen Symptome bei Schafen sind in der Regel schwerwiegender als beim Rind. Dazu zählen etwa sieben bis acht Tage nach einer Infektion erhöhte Körpertemperatur, Apathie und Absonderung von der Herde sowie typische Veränderungen der Schleimhäute. Es kommt zur Schwellung der Maulschleimhäute, vermehrtem Speichelfluss und Schaumbildung vor dem Maul. Auch die Zunge und der Hals können anschwellen, die Zunge kann aus dem Maul hängen. Der Kronsaum kann sich entzünden, so dass es zu Lahmheiten kommt. Bei tragenden Tieren kann es zu einer Fehlgeburt kommen. Für Menschen ist der Erreger der Blauzungenkrankheit ungefährlich.
Aktuell gibt es nach Angaben des Fachdienstes für Veterinärangelegenheiten und Gesundheitlichen Verbraucherschutz rund 6000 Rinder sowie 15 000 Schafe und Ziegen im Salzlandkreis. Hinzu kommen weitere Wiederkäuer. Den etwa 950 Tierhaltern – vornehmlich private Halter - im Salzlandkreis empfiehlt Amtstierärztin Dr. Marina Bradtke eine Impfung der Tiere. „Eine Impfung bietet den einzigen effektiven Schutz vor klinischen Symptomen und einer Virusausbreitung.“ Dafür stehen mittlerweile mehrere Impfstoffe zur Verfügung. Die Kosten übernimmt die Tierseuchenkasse.
Der erste Ausbruch der Blauzungenkrankheit in Sachsen-Anhalt war von Experten bereits erwartet worden. Nach der ersten Feststellung des Virus im Herbst 2023 in den Niederlanden breitet sich die Krankheit auch in Deutschland rasant aus. Zuletzt waren rund 1 500 Ausbrüche in Niedersachsen, Bremen, Nordrhein-Westfalen, Hessen und Rheinland-Pfalz festgestellt worden, überwiegend in Schafhaltungen. Der Fachdienst Veterinärangelegenheiten und Gesundheitlicher Verbraucherschutz weist darauf hin, dass der Salzlandkreis bei entsprechenden Krankheitssymptomen umgehend zu informieren ist. Diese sind angehalten, sich von Tierärzten auch über die Anwendung von Repellentien als ergänzende Schutzmaßnahme beraten zu lassen. Dabei handelt es sich um chemische Stoffe, die den Geruchssinn der Gnitzen täuschen.
Informiert worden ist bereits der Bauernverband Salzlandkreis. Schaf- und Ziegenhalter mit mehr als zehn Tieren werden in der nächsten Woche noch einmal persönlich schriftlich informiert. Weitere Informationen zur Blauzungenkrankheit sind auf der Internetseite des Fachdienstes Veterinärangelegenheiten und Gesundheitlicher Verbraucherschutz des Salzlandkreises zusammengefasst.